Zufallsmythos

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Auf 1 Blick

Als Zufallsmythos wird der Kreativitätsmythos bezeichnet, nach dem Kreativität und kreative Leistungen reine Zufälle sind und auf keinen Fall willentlich geplant oder gar bewusst oder systematisch gesteuert werden können.

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Inhaltsverzeichnis

Gegenstand

Wie alle Mythen ist auch der Zufallsmythos ein generalisierender Glaubenssatz, d.h. eine unbewiesene Vorannahme bzw. eine verallgemeinerndere subjektive Erfahrung.

Die zugrundeliegende ältere Behauptung ist: Kreativität/ kreative Einfälle kommen nur zufällig daher und können weder willentlich geplant oder gar bewusst oder systematisch gesteuert werden können.

Basis

Historisch gesehen entstand der Zufallsmythos etwa gemeinsam mit dem "Göttliche Inspirations-Mythos" - also zu einer Zeit, als Kreativität eher Bereichen wie z.B. der Kunst zugerecht wurden; die Absichtliche Kreativität, bei der kreative Leistungen sehr wohl bewusst, systematisch und nachhaltig ausgelöst werden kann, war zu dieser Zeit als eigenständiges Feld noch nicht bekannt.

Der Zufallsmythos hat sich u.a. dadurch lange Zeit gehalten, dass es weder der Kreativitätsforschung noch dem Kreativitätsmanagement bis heute (Stand 2015) gelungen ist, sich auf eine einheitliche Rahmendefinition bzw. ein einheitliches Begreifen des Konstrukts Kreativität zu verständigen.

Konkrete Auswirkung

Die Auswirkungen sind, dass es bis heute Vertreter dieses Mythos gibt, die Kreativität als eine unbegreifliche Kraft darstellen, die Menschen nur zufällig streift, und auf gar keinen Fall planbar, steurbar oder willentlich beeinflussbar ist. Werkzeuge, wie z.B. die Kreativitätstechniken werden dabei meist als Randerscheinung abgetan, die eher mechanistische Ergebnisse erbringen, nicht aber wirkliche Kreativität freisetzen können. Damit steht dieser Mythos z.B. diametral dem jüngeren Werkzeugallmachtsmythos gegenüber.

Aktueller Erkenntnisstand

Der aktuelle Erkenntnisstand der Kreativitätsforschung ist:

  • Kreativität ist eine normale menschliche Fähigkeit, die von Geburt aus vorhanden ist. Wie bei jeder menschlichen Fähigkeit gibt es bezüglich ihrer Aktivierung sowohl Zufalls- wie auch Absichtsaspekte.
  • Kreativität, namentlich die absichtliche Kreativität, setzt sich aus verschiedenen, definierbaren Anteilen zusammen, die jeweils bewusst und systematisch angesteuert werden können.
  • Kreativität, namentlich die absichtliche Kreativität, steht sowohl Einzelpersonen, wie auch Systemen (z.B. Organisationen) willentlich abrufbar zur Verfügung.

Beweisführung

Der Glaubenssatz lässt sich selbst aus klassischer Perspektive dadurch widerlegen, dass z.B. große kreative Köpfe der Vergangenheit oft lange brauchten, bis sie ihr Talent entwickelten - dann aber dieses Talent systematisch und beständig immer wieder unter Beweis stellten (wie z.B. Leonardo da Vinci, Michelangelo, Pablo Picasso u.A.m.) - dann aber als kreative Jahrhundertgenies verehrt wurden.


Allgemeiner Hintergrund

Prägung

Glaubenssätze sind generalisierende Vorannahmen über einen bestimmten Sachverhalt. Sie entstehen häufig durch:

  • ein einmaliges Erlebnis/ eine einmalige Erfahrung, die nachfolgend verallgemeinert wird;
  • Aussagen oder interpretierte Aussagen realer oder vermeintlicher Autoritäten;
  • Wiederholung;
  • in Prägungssituationen (Signifikanten Emotionalen Ereignissen).

Sie sind als solches oft nicht logisch herleitbar, sondern basieren auf der Verallgemeinerung subjektiver Erfahrungen, die zu einer bestimmten Zeit einmal als wahr angenommen wurde und sich nachfolgend herausgebildet hat. Im Alltag oder in einem bestimmten Fachgebiet helfen Glaubenssätze oft dabei, sich in der Welt zu orientieren.

In Summe: Oft werden sie vehement vorgetragen, basieren auf vermeintlichen Expertenaussagen (Autoritäten), eigenen früheren Erfahrungen, einem allgemeinen Hörensagen oder individuellen Theorien, warum etwas so und nicht anders ist. Durch Wiederholungen im Denken, Reden und Handeln festigen sie sich oft im Sinne einer "selffulfilling prophecy" (einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung"). Durch keine der genannten Handlungen allerdings gewinnt ein Glaubenssatz an realer und bewiesener Glaubwürdigkeit und Aussagekraft, sondern bleibt ein Mythos.

Prinzip

Glaubenssätze haben die Fähigkeit, sich selbst zu erhalten. Solange die Hauptaussage erhalten bleibt, sind sie sehr anpassungsfähig und oft logisch nicht widerlegbar.

Orientierung

Glaubenssätze lassen sich in dem Modell der Neurologischen Ebenen der Persönlichkeit/Veränderung auf der 4. Ebene (Glauben/ Werte) lokalisieren.

Veränderung

Um Glaubenssätze, wenn gewünscht zu verändern, gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, wie z.B.: Glaubenssatzveränderung, Musterunterbrechung, Reframing, Satir-Beliefänderung, Submodalitätenarbeit, Swish, Walking belief change u.A.m..

Hinweis: Zu allen Veränderungsmöglichkeiten sei darauf hingewiesen, dass es sich i.d.R. um einen tieferen Eingriff in die Persönlichkeit (und ihr individuelles "Bild von der Welt") handelt, der nur auf der Basis eines autonomen, selbstinitiierten Wollens vorgenommen werden sollte; eine Glaubenssatzveränderung sollte immer im Vorfeld mit einem Zielsatz vorbereitet und einem Ökologie-Check individuell abgeglichen werden.

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