Synektik

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Synektik (im US-amerikanischen Original Synectics oder auch Synectic genannt; nach William JJ Gordon 1950er-Jahre, weiterentwickelt von George M. Prince 1961) ist eine sehr bekannte, hochkomplexe Kreativtechnik, die den, meist unbewussten, Verlauf kreativer Denkprozesse unter Einsatz von Analogien und problemfremden Reizwörtern bewusst nachvollzieht. Unter Verknüpfung von logischem und intuitivem Denken geht es in 10 Schritten zuerst darum, "das Vertraute fremd" (Problementfernung) und dann aus einer anderen Richtung kommend "das Fremde vertraut" (Problemannäherung) zu machen:

  • 1) Problembenennung und -analyse
  • 2) Sammlung erster spontaner Lösungsvorschläge
  • 3) Verdichtung der Aufgabenstellung durch Problem-Neuformulierung
  • 4) Problementfernung durch Bildung direkter Analogien aus dem Bereich der Umwelt
  • 5) Weitere Problemverfremdung durch Bildung persönlicher Analogien
  • 6) Bildung symbolischer Analogien
  • 7) Erneute Problemannäherung durch Bildung direkter Analogien aus dem Bereich der Problemstellung
  • 8) Beschreibung ausgewählter Ideen durch persönliche Identifikation und symbolische Analogien
  • 9) Übertragung von Begriffs- und Funktionsprinzipien auf das Anfangsproblem und Sammlung neuer Lösungsideen
  • 10) Weiterentwicklung der neuen Lösungsansätze.

Der Verlauf dieser, eher selten genutzten, Methode gibt den Beteiligten eine innere Sicherheit, auch sehr unkonventionelle Gedanken auszusprechen (Schulung mutigen Denkens). Zur erfolgreichen Durchführung sind eine versierte Moderation und eine Gruppe, die sich bereits mit Kreativitätstechniken auskennt, empfehlenswert; die Vorgehensweise ist zeitintensiv.

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Inhaltsverzeichnis

Technikbeschreibung

Ausführung

  1. Die Aufgabe wird benannt, alle vorhandenen Informationen dazu werden gesammelt und strukturiert.
    Beispiel: "Entwickeln Sie eine möglichst einbruchssichere Wohnungstür."
  2. Erste naheliegende oder auch bereits vorgedachte Lösungsvorschläge werden gesammelt und ebenfalls sichtbar aufgeschrieben.
    Beispiele: "Die Tür mit einer Alarmanlage verbinden. Fallgitter installieren. Versenkte Türschlösser abringen.".
  3. Die Aufgabenstellung wird verdichtet, indem das Problem auf seine ursächliche Bedeutung hin eingeengt und neu formuliert wird.
    Beispiel: unter Strom setzen, mit Wassergraben versehen, ...
  4. Die Gruppe entfernt sich von der Aufgabenstellung und bildet Analogien. Wie bei der Technik der Bionik wird Inspiration in der Natur gesucht. In diesem Falle dient die Analogie aber dazu, die Aufgabenstellung in Folge zu verfremden. "Was in der Umwelt oder Natur bietet bereits Lösungen?" Alle Analogien werden auf Karten geschrieben und gesammelt.
    Beispiel: Stachelschwein, Kastanie, Bienenstock, Dornenhecke, Kaktus.
    Anschließend wählt die Gruppe die für sie interessanteste Analogie zur Weiterentwicklung aus.
  5. Im nächsten Schritt, der weiter von der Aufgabenstellung entfernt, werden Personale Analogien gebildet. Jeder Teilnehmer identifiziert sich mit dem ausgewählten Vergleichsbild:
    Beispiel: "Wie würde ich mich als Dornenhecke fühlen? Was wäre mein Ziel?"
    Beispiel: Die Antwort könnte lauten: "Heckenrosen behüten."
  6. Nun werden die wichtigsten Gefühle aus der Personalen Analogie durch Symbolische Analogien verfremdet. Damit findet eine weitere Entfernung von der ursprünglichen Aufgabenstellung statt. Die Gruppe erfindet gemeinsam einen möglichst fremdartigen Vergleich der Gefühle, bestehend aus einem Adjektiv und einem Substantiv.
    Beispiel: "Saftiges Pieksen."
  7. Um sich der Aufgabenstellung wieder anzunähern, wird nun einer der verfremdeten Gefühlsvergleiche aus dem letzten Schritt ausgewählt. Er dient als Ausgangspunkt, um dazu Vergleiche aus dem Bereich der Aufgabenstellung (in dem Fall z.B. aus der Technik) zu finden.
    Beispiel: Kreissäge, Entsafter, Rasenmäher, Rasierapparat, Antenne, Airbag.
  8. Einige ausgewählte Analogien werden näher untersucht und auf die wesentlichen Funktionen reduziert und vereinfacht.
    Am Beispiel des Airbag: a) Feine Sensoren b) Blitzschnelle Signale c) Schützt Leben d) Verborgene Wirkung e) Unsichtbares Design
  9. Nun werden alle Begriffe und Funktionsprinzipien, die am Ende des Verfremdungsprozesses vorliegen, unter Berücksichtigung der neu erhaltenen Strukturen auf das Anfangsproblem übertragen und neue Lösungsideen gesammelt. Beispiele:
    a) Eingebaute Sensoren erkennen unbefugtes Hantieren und melden es der Polizei. Gleichzeitig leuchtet ein Licht auf. Eine automatische Sprechverbindung zur Polizei erkundigt sich beim Besitzer nach Fehlalarm.
    b) Die Tür sendet bei einem Einbruchsversuch einen feinen, aber sehr unangenehmen Ton aus, der Einbrecher vertreibt.
    c) Aus Düsen verströmt ein unangenehmer Geruch.
    e) Die ganze Tür enthält Ornamente, von denen zwei bis vier verborgene Schlösser sind, die in der richtigen Reihenfolge betätigt werden müssen.
  10. Weiterentwicklung der neuen Lösungsansätze.

Das Beispiel wurde entnommen aus: Luther, Gründonner: Königsweg Kreativität. Paderborn 1998. ISBN 3-87387-379-6

Variation

Als vereinfachte Variation gilt die Synektische Konferenz.

Hinweise

  • Braucht unbedingt eine sehr erfahrene Moderation.
  • Setzt Erfahrungen der Teilnehmer mit einfachen und komplexen Ideenfindungstechniken voraus.


Nutzen

  • Mehrfache Entfernung von einem Problem und eine anschließende Wiederannäherung führt zu völlig neuen und meist hochinnovativen Lösungsansätzen – wenn eine Gruppe bereit ist, sich auf den Prozess einzulassen.

Vorteile

  • Ermöglicht völlig neue Lösungsansätze und erschließt neue Lösungsräume

Nachteile

  • Extrem komplex und zeitintensiv.


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