Open Space

Aus CreaPedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Kreativitätstools von A-Z: A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

Auf 1 Blick

Open Space (Harrison Owen, um 1985) ist der Name einer Konferenz- und Großgruppenmethodik (oft auch abgekürzt OST für "Open Space Technology"), die in einem vollkommen offenen Rahmen/ Raum (Open Space) mit einer vorgegebenen Minimalstruktur, basierend auf einigen Grundprinzipien, Ideen fördert und den Beteiligten (nicht den Auftraggebern!) Verantwortung über den Prozess zuschreibt. Sie dauert im Original 2-3 Tage, ist sehr materialintensiv und mit ungewissem, jedoch meist sehr produktivem Ausgang; besonders eignet sie sich für den Einsatz in Großgruppen.

Wesentliche Elemente dabei sind:

  • Freiwillig anwesende Teilnehmer,
  • großer Stuhlkreis,
  • vorhandene Aufgabenstellung,
  • erfahrene Moderation,
  • entsprechende Räumlichkeiten für Kleingruppen,
  • Materialausstattung (Moderation, Notation, Vervielfältigung).

-


Inhaltsverzeichnis

Technikbeschreibung

Ausführung

  1. Kick off
    Zu Beginn einer Open Space-Konferenz sind nur die Rahmenbedingungen vorhanden: ein großer Stuhlkreis für alle Teilnehmer, ein Moderator, der kurz in die Methode einführt, die Aufgabenstellung, und genügend Räume und Materialausstattung, wie Flipcharts etc..
    Die folgende Beschreibung orientiert sich an dem "klassischen" Beispiel für 2 ½ Tage.
  2. 1./2. Tag
    1. In einem 1. Schritt kann nun jeder Teilnehmer, der sich einbringen möchte, das Wort ergreifen und einen Beitrag beisteuern.
    2. Alle Beiträge werden auf Karten gesammelt, auf einem großen Wandplakat - dem sogenannten Anschlagbrett - geordnet und zu einem Themenspeicher zusammengefasst; hier wird deutlich, was den Beteiligten eigentlich am Herzen liegt. Dann ordnen sich die Teilnehmer selbständig den Themenbereichen zu, die für sie von Interesse sind.
    3. Nun erst wird eine gemeinsame Tagesordnung erstellt, die soweit wie möglich alle Teilnehmerwünsche berücksichtigt, so dass jeder in „seinen“ Arbeitskreisen mitwirken kann. Es gibt also viele Themen und viele Gruppen, die teilweise gleichzeitig ablaufen.
    4. Nach etwa ½ Tag dann nehmen die Workshops ihre Arbeit auf. In vollkommen unterschiedlichen Gruppengrößen finden sich die Interessierten jeweils für 1 - 2 Stunden zusammen und behandeln ihr Thema; meist unter der Leitung desjenigen, der dieses Interessensgebiet vorgeschlagen hat. Dabei kann es vorkommen, dass Themen erweitert oder verändert oder sogar noch einmal für den folgenden Tag neu angesetzt werden; auch ist es erlaubt, die Gruppe zu wechseln, wenn jemand feststellt, dass er zu dem gewählten Thema nichts beitragen kann.
    Jeder arbeitet also im Verlauf der zwei Tage in ganz unterschiedlichen Arbeitsgruppen konzentriert und lebendig mit, kann neue Beziehungen verknüpfen oder bestehende intensivieren.
  3. Weiterer Verlauf
    1. Da es keine (!) Zusammenfassungen oder Präsentationen gibt, schreiben alle Themen-Initiatoren einen 1-3-seitigen Bericht, der die Ergebnisse ihres Workshops enthält. Bis zum Ende des 2. Tages werden alle Berichte kopiert, so dass jeder (!) Teilnehmer eine Mappe mit allen Berichten erhält. An dieser Stelle ist ein gut geplanter Einsatz und die konzentrierte Koordination von Helfern und Material wesentlich für den Erfolg der Veranstaltung.
  4. 3. Tag
    1. Zu Beginn des 3. Tages liegen die nummerierten Berichtsmappen zum Lesen aus, ein Prozess der 1-2 Stunden dauern kann.
    2. Dann bewertet jeder Teilnehmer seine Favoriten und mit Hilfe einer Mehrpunktabfrage werden die bis zu 10 wichtigsten Berichte - die "Top Ten" - als diejenigen Ergebnisse ermittelt, auf die alle vorhandenen Ressourcen mit Priorität gebündelt werden sollen.
    3. Diese werden dann als Überschriften auf 10 Wandplakate geschrieben und im Plenum verteilt aufgehängt. Neben jedem Thema steht der jeweilige Initiator, während alle anderen Teilnehmer frei von Wandplakat zu Wandplakat wandern und zusätzliche Ideen äußern.
    4. Anschließend finden sich noch einmal die 10 Gruppen zusammen, die diese "Top Ten-Themen" entwickelt haben und treffen kurze Vereinbarungen, wie sie nach dieser Konferenz weiter vorgehen. An dieser Abschlussrunde nehmen nur noch diejenigen teil, die absolut bereit dazu sind, das jeweilige Thema auch nach der Konferenz in dieser Gruppe weiter zu bearbeiten. Ein gemeinsames Foto jeder Arbeitsgruppe dient als symbolische Verstärkung.
    5. Ihren Abschluss findet die Open Space-Konferenz im großen Kreis, bei der alle Teilnehmer noch einmal in kurzer Form die 3 Tage reflektieren.
  5. Follow up
    Und was kommt danach? Nun, das bleibt den einzelnen Gruppen vorbehalten. Wichtig ist nur, dass eine Gruppe auch die Möglichkeit zur Umsetzung erhalten muss, dass heißt, dass sie hierarchieübergreifend im Organisationsalltag an „ihrem“ Thema weiterarbeiten darf. Bewährt hat es sich, wenn nach einigen Wochen noch einmal die Themen-Initiatoren und die Organisationsleitung oder der Auftraggeber zusammenkommen, um den Stand der Dinge offenzulegen und die Bereiche deutlich zu machen, in denen noch Unterstützungsbedarf herrscht. Und schlussendlich: Die beste Fortsetzung für eine Open Space-Konferenz ist … eine weitere, wenn sich dieser Wunsch von innen her, gleichsam organisch entwickelt.

Hinweise

  • Die Grundprinzipien und -gesetze des Open Space:
    • Gesetz der 2 Füße (Jeder kann kommen und gehen, wann er will)
    • Wer kommt, ist genau richtig
    • Was auch immer geschieht, ist genau das, was zu geschehen hat
    • Es beginnt, wenn die Zeit reif ist
    • Es dauert solange, wie es dauert
    • Wenn es vorbei ist, ist es vorbei
    • eine Sitzung nach dem Open Space-Prinzip kann auch in einem kürzeren Zeitrahmen ablaufen
  • Braucht in jedem Fall eine erfahrene Moderation.
  • Erfordert ernsthafte Bereitschaft und Verpflichtung von allen Beteiligten (insbesondere der Leitung) zur Fortführung und Umsetzung.


Nutzen

  • Teilnehmerzentrierung und Ergebnisoffenheit garantiert themenbezogen eine hohe Beteiligung bei größtmöglicher Wahlfreiheit.

Vorteile

  • Komplett ergebnisoffener Rahmen, der die Beteiligten von einem "Ergebniszwang" befreit und damit auch viel Luft lässt für unwerwartete Resultate.
  • Betroffene werden aktiv und hierarchieübergreifend in Problemlösungsprozesse eingebunden.
  • Element der Freiwilligkeit und Offenheit produziert völlig unerwartete Ergebnisse.
  • Situative Integration nahezu des gesamten Repertoires an Kreativitätstechniken.

Nachteile

  • Sehr Vorbereitungsintensiv, wie auch sehr material- und ggf. auch mitarbeiteraufwändig.
  • Erfordert viel Offenheit seitens einer Vereins- oder Geschäftsführung, sich auf einen "offenen, unplanbaren" Prozess mit unvorhersehbarem Ausgang und Ergebnis einzulassen.
  • Potenzielle Angst des Auftraggebers vor "Kontrollverlust".
  • Ergebnisse und Verlauf sind nicht vorhersehbar - kann auch als "0-Nummer" enden
  • Gwöhnungsbedürftig für Teilnehmer, die einen straffen, vorgegebenen Zeitplan gewohnt sind oder erwarten.


Historie

Der Legende nach wurde der Grundstein für Open Space gelegt, als Harrison Owen nach einem Workshopwochenende frustriert feststellte, dass die Teilnehmer mehr Zeit und Energie in die Pause und die Pausengespräche investierten, als in die eigentlichen Programmeinheiten. Das führte zu der Frage "Warum ist das so?" und nachfolgend zu der Frage "Was müsste eigentlich passieren, um die Teilnehmer wirksam und nachhaltig zu aktivieren?".


Differenzierung

Open Space vs. Zukunftswerkstatt

Obwohl beide Methodiken sich auch als sogenannte Großgruppenverfahren eignen, gibt es einige wesentliche Unterschiede:

Open Space

Der "offene Raum" setzt auf eine weitestgehende Freiheit, verbunden mit einer maximalen Ergebnisoffenheit. Die Devise dabei: "Wasimmer geschieht, geschieht". Damit ist aber der Verlauf nur bedingt steuerbar und die Resultate zwar erhofft und erwünscht, aber letztlich nicht garantiert.

Zukunftswerkstatt

Im Unterschied dazu handelt es sich bei der Zukunftswerkstatt eher um ein klassisches Verfahren mit einer hohen Ergebnisorientierung und einer entsprechenden weitestgehenden Stauerung. Darüberhinaus weist die Zukunftswerkstatt getreu ihrem Motto "Betroffene zu Beteiligten machen" eine Besonderheit aus, die sie von den meisten anderen Methodiken und Großgruppenverfahren unterscheidet: Sie startet mit einer "Motzphase" und einem Kritikfokus, um den Teilnehmern in Bezug auf einen negativen AUsgangszustand die Gelegenheit zu bieten, zunächst ihre schlechten Gefühle verbalisieren und "abladen" zu dürfen.


Open Space vs. BarCamp

Sowohl das Open Space- wie auch das BarCamp-Format verfügen auf der Grundlage eines partizipativen Ansatzes über eine Reihe von Gemeinsamkeiten, unterscheiden sich aber in einigen wesentlichen Punkten deutlich voneinander. Nachfolgend findet sich eine Übersicht über wesentliche Eckpunkte.

Bereich Open Space Barcamp
Leitgedanke Offener Raum Unkonferenz
Herleitung Großgruppenverfahren Blogger-/ IT-Szene
Eignung Großgruppen Großgruppen
Charakter
  • Ideen-/ Problemlösungstagung
  • Strategie-/ Visionstagung
  • entwickelnd (Ideenkonferenz)
  • informell (Wissenskonferenz)
Umfang Standard: 2-3 Tage Standard: 1 Tag
Prinzip für Teilnehmer Ein "Geschenk" mitbringen

in Form eines Beitrags (Präsentation, Vortrag, Beispiel)

Im Rahmen des Dachthemas (Fokus)

Anliegen und brennende Fragen einbringen

Partizipation Alle an einem Thema Interessierten i.d.R. fachkundige Teilnehmer
"Gesetze"
  • "2 Füße"
  • "Hummeln und Schmetterlinge
*
Orientierung Themen und Zeiten werden vor Ort festgelegt Themen und Zeiten werden vor Ort festgelegt
Agenda Aushang an der Wand oft im Internet
Leitung Moderator meist kein Moderator
Hierarchie/ Kontrolle verpönt verpönt
Sitzungslänge i.d.R. 60-90 Min. o. länger i.d.R. 30 Min.
Sitzungsablauf grundsätzlich frei

(Schwerpunkt: Gedankenaustausch)

vorgeschlagen:
  1. Präsentation zum Thema
  2. Diskussion
Medieneinsatz

(Schwerpunkt)

klassisch (Pinwand etc.) digital (Twitter, Beamer, Tablets u.W.m.)
Einsatz sozialer Medien peripher zentral
Dokumentation Workshopberichte als Printout oder Mediengalerie Workshopberichte in Wiki- oder Forenplattformen einspeisen
Resultate gerne, aber vom Ansatz her ergebnisoffen ergebnisoffen bzw. oft auch nur informativer Natur
Besonderes Betonung des Gesetzes der 2 Füße wer erstmalig teilnimmt, soll eine aktive Rolle einnehmen
Vorteil hoher Aufforderungscharakter

bei gleichzeitigem Höchstmaß an Eigenverantwortung

durch den Einsatz sozialer Medien

findet die Diskussion auf mehreren Ebenen gleichzeitig statt

Follow up
  • "Wasimmer passiert, passiert"
  • "Wenn es vorbei ist, ist es vorbei"
Diskussion kann in sozialen Netzwerken weitergehen

Literatur

Einzelnachweise

  • Erich Kolenaty: Ähnlichkeiten und Unterschiede von BarCamp und OpenSpace.


Links

Meine Werkzeuge
Namensräume

Varianten
Aktionen
Navigation
Kreativität im Fokus
Kreativer Prozess
Kreative Persönlichkeit
Kreatives Panorama
Anwendungsfelder
Ressourcen
Werkzeuge
Support