Mel Rhodes

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Auf 1 Blick
James Melvin "Mel" Rhodes †
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James Melvin "Mel" Rhodes (14.6.1916 – 29.4.1976) war ein US-amerikanischer Erziehungswissenschaftler, Assistenzprofessor und Kreativitätsforscher, der als Urheber des Konzeptes der "4P der Kreativität" gilt, das auch heute noch als die entscheidende Grundlage einer internen Systematisierung von angewandter Kreativität und als Meilenstein in der Kreativitätsforschung angesehen wird.

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Inhaltsverzeichnis

Biographie

Mel Rhodes wurde geboren am 14.6.1916 als Sohn von Waldo und Grace (Davis) Rhodes in Johnstown (Pennsylvania) (US), als zweitältester von 7 Geschwistern.

Er wuchs auf in Middle Taylor, Cambria County (Pennsylvania) wo sein Vater als Farmer arbeitete. Nachdem er von der Highschool graduierte, studierte er anschließend von 1934 bis 1938 auf dem Juniata College, Huntingdon, Pennsylvania, das er 1938 mit einem B.A.-Abschluss (Hauptfach: Soziologie) verließ. Während seiner Schulzeit war er unter anderem auch aktiv als Präsident des Juniata College Chors und der Juniata College Klasse von 1938. Nach seiner Schulzeit arbeitete er in den Jahren 1938-1941 als Außendienstmitarbeiter für Juniata.

Als einer der ersten in Amerika wurde er für den 2. Weltkrieg eingezogen und diente von 1941 bis 1946 als Major im Burmafeldzug (China-Burma-India-Theater (CBI)) in Indien. Nach dem 2. Weltkrieg arbeitete Rhodes zunächst von 1946 bis 1947 als Direktor für Personalfragen bei der Johnstown Tribune Publishing company. Danach akzeptierte er eine Position als Studiendekan und Direktor für studentische Angelegenheiten am Juniata College 1947-1952. Auch setzte er seine eigenen Studien fort und erwarb einen MS-Abschluss in Erziehungswissenschaft (mit Schwerpunkt in Psychologie) an der Pennsylvania State University (Penn State) in 1950.

Im November 1948 heiratete er Rhoda Catherine Metz, die er am Juniata College kennengelernt hatte.

1950 wurde er zum Mitglied der honorigen Erziehungsverbindung Phi Delta Kappa gewählt und trat später auch der American Psychological Association (APA) bei.

1952 trat er aus gesundheitlichen Gründen als Dekan zurück und zog nach Arizona, wo er an der Arizona State University (ASU) in Tempe ein Doktorstudium aufnahm, das er mit einem Ph.D. in Philosophie (mit dem Nebenfach Psychologie) 1957 erfolgreich abschloss; seine Dissertation wurde eingereicht am 16.5.1956. In dieser Zeit arbeitete er auch seit 1953 im Büro für studentische Angelegenheiten, zuerst als stellvertretender Direktor und seit 1956 dann als leitender Direktor.

Nach dem Abschluss des Studiums wurde er 1957 als Assistenzprofessor am Erziehungswissenschaftlichen College der Universität von Arizona in Tucson, Arizona eingestellt. Er war Mitglied der Fakultät von 1957 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1971 und fungierte in einigen Jahren auch als gewähltes Senats-Mitglied. Auch übernahm er in dieser Zeit verschiedene Positionen in der Arizona Education Association. .

Rhodes starb am 29. April 1976 in Highlands, Florida (Sebring Bezirk) im Alter von 60 Jahren.

Vermächtnis

Gemeinsam mit seiner Frau rief er das "J. Melvin und Rhoda Metz Rhodes Stipendium" für Studenten des Juniata College ins Leben. Es wurde das erste Mal nach seinem Tod im Jahr 1976 verliehen und wird bis auf den heutigen Tag gewährt.

Wirken

Rhodes wurde berühmt durch seine wegweisende Arbeit in den frühen Zeiten der Kreativitätsforschung und ist weithin bekannt als der Urheber des Konzepts der 4 P der Kreativität und ihren Auswirkungen speziell für das Feld der angewandten Kreativität und Innovation. Manche Kreativitätsforscher weisen seinem Modell darüber hinaus sogar für die Kreativität insgesamt eine gültige und wegweisende Strukturierungsbedeutung zu.

Forschung und Theorie

Im Rahmen seiner Doktorarbeit "The Dynamics of Creativity: An Interpretation of the Literature on Creativity with a Proposed Procedure for Objective Research" war er auf der Suche nach einer universellen Definition von Kreativität. Dieses Ziel erreichte er nicht, aber er trug im Verlauf seiner Studien mehr als 40 Definitionen des Begriffs Kreativität zusammen und identifizierte dabei 4 elementare Komponenten und Einflussfelder von Kreativität. Diese Idee führte er später näher in seinem bahnbrechenden Artikel "An analysis of creativity" aus, der seitdem als der Startpunkt anerkannt ist, um konzeptionelle Klarheit und Struktur in das, zu seiner Zeit noch sehr diffuse Feld der Kreativität zu bringen. Der Artikel gilt als der entscheidende strukturgebende Ansatz und zeigt die elementaren Eckpunkte für weitere Forschungen in der angewandten Kreativität auf.

Rhodes' Theorie beschrieb erstmals konkret, dass Kreativität nicht nur eine undefinierbare Kraft ohne vorhersagbare Struktur ist, sondern sich als eine Verbindung aus vier eindeutigen Komponenten und dominierenden Faktoren darstellt, die einen nachweisbaren Einfluss auf jede Art von Resultat haben. In seinem wegweisenden Artikel schrieb Rhodes 1961: " Ungefähr fünf Jahre ist es her, als ich mich auf die Suche machte, eine Definition für den Begriff der Kreativität zu finden. Ich war interessiert in Imagination, Originalität und Erfindungsreichtum. Schlussendlich hatte ich vierzig verschiedene Definition von Kreativität zusammengetragen und sechzehn von Imagination. Aber als ich mir die Sammlung ansah, fiel mir auf, dass sich die Definitionen nicht gegenseitig ausschlossen. Sie überschnitten sich vielmehr und waren miteinander verflochten. Wenn man sie sich wie durch ein Prisma betrachtete, fiel auf, dass sie vier Handlungsstränge bildeten. Aus akademischer Sicht betrachtet, besitzt jeder Strang eine eigenständige Identität; doch nur gemeinsam wirken die vier Stränge wirklich funktional."

Dieser Artikel galt lange Zeit als die wohl meistzitierte Quelle in der angewandten Kreativität und begründete Rhodes' Reputation als Wegbereiter der modernen Kreativitätsforschung. Sein Beitrag wurde weithin anerkannt als erster und bis heute vom Grundsatz her noch immer gültiger Ansatz, ein Klassifikationssystem und damit einhergehend auch präzise definierte Ansatzpunkte für die systematische Kreativitätsforschung zu liefern.

4 P der Kreativität

Rhodes identifizierte und definierte vier verschiedene Bereiche, die Einfluss auf jede Art von Erscheinung und Ausprägung von Kreativität haben. Im Original sind dies: Person, Process, Press and Product:

  • “Der Begriff Person, wie er hier benutzt wird, umfasst alle Informationen über Persönlichkeit, Intellekt, Temperament, Konstitution, Eigenschaften, Gewohnheiten, Einstellungen, Selbstverständnis, Wertesystem, Abwehrmechanismen und Verhaltensweisen.” (S. 307).
  • "Der Begriff Prozess betrifft Motivation, Wahrnehmung, Lernen, Denken und Kommunikation.” (S. 308).
  • "Der Begriff press (Umwelt) bezieht sich auf die Beziehung zwischen Individuen und ihrer Umgebung.” (S. 308). Dieser Gedanke und das Wort "Press" als Synonym für die einflussnehmenden Umgebungsfaktoren sind in der angloamerikanischen Sprache im Feld der Didaktik und Erziehungswissenschaft sehr gebräuchlich.
  • “Der Begriff "Idee" bezieht sich auf einen Gedanken der gegenüber anderen Menschen kommuniziert wird in Form von Worten, Zeichnungen, Materialien (wie Ton, Metall, Stein, Stoffe oder andere Materialien). Wenn eine Idee sich in einer greifbaren Form äußert, sprechen wir von einem Produkt." (S. 309).

Kritik

Das Konzept wurde immer wieder kopiert oder sogar eins zu eins übernommen, oft ohne eine Namensnennung des ursprünglichen Entwicklers. Auch fixierten sich andere Nachahmer auf den P-Gedanken und versuchten, weitere P-Elemente zu integrieren (z.B. "Platz", "Problem", "Präferenz", "Phantasie", "Passion", "Power" und andere). Bei eingehender Betrachtung aber fällt auf, dass alle (zumindest bislang) angeführten Elemente bereits durch das ursprüngliche Konzept abgedeckt sind, und daher nicht auf der gleichen Ebene integriert werden dürfen, ohne die grundlegende und einfache Struktur des Modells aufzuweichen oder zu verfälschen; im Detail bedeutet das: "Platz" ist ein Teil von "Press" (Umwelt), "Problem" gilt als Startpunkt des "Prozesses" und "Präferenz", "Phantasie", "Passion" und "Power" sind Eigenschaften oder Merkmale von "Personen".

Daraus lässt sich ableiten, dass das ursprüngliche schlanke Modell aus konzeptionell-strukturgebender Sicht noch immer seine Gültigkeit besitzt und als "ein System gelten kann, das Forscher und Wissenschaftler in die Lage versetzt, kleinere, handhabbare Einheiten des komplexen Konzepts von Kreativität zu studieren." Damit wird eine stabile Basis sowohl für Kreativitätsforscher wie für -praktiker geschaffen, um Forschungs- und Entwicklungsansätze in der Kreativität systematisch und geordnet auszurichten und zu kanalisieren.

Bedeutung

De facto kann Mel Rhodes als der erste "System-Denker" der angewandten Kreativität verstanden werden, lange noch bevor Mihaly Csikszentmihalyi 1996 seinen "Systems Approach" veröffentlichte. Während Csikszentmihalyi bei seinem Ansatz Systems Perspective auf die einflussgebenden Dimensionen fokussierte (die Makro-Dimension), beschrieb Rhodes die "Elementarteilchen" (Modalitäten), aus denen sich angewandte Kreativität zusammensetzte (Mikro-Dimension).

Heute legen unter anderem mehr als 400.000 deutsche Einträge auf Google und unzählige Referenzstellen in der Literatur für das Stichwort "4 P's der Kreativität" beredtes Zeugnis ab über die Bedeutung dieses Konzept für das Feld der Kreativität. Auch wurden in den 1990er-Jahren eine Reihe von internationalen Konferenzen und Forschungsprojekten veranstaltet, die sich von ihrer Organisation her nach den 4 Ps ausrichteten.

Gleichzeitig wird Rhodes im angloamerikanischen Sprachgebrauch oft auch als "unsung hero der absichtlichen Kreativität" bezeichnet, der zwar Bedeutendes geleistet hat, dafür aber nicht im gleichen Maße bekannt wurde.

Praxisanwendung

Über die Bedeutung für die weitere Kreativitätsforschung hinaus stellte Rhodes' als ein zusätzliches Ergebnis seiner Arbeit fest, dass "grundsätzliche Kenntnisse über die Natur des kreativen Prozesses in das Arsenal jedes fertigen und angehenden Lehrers gehören".


Publikationen

  • Rhodes, J.M.: The dynamics of creativity: An interpretation of the literature on creativity with a proposed procedure for objective research. (Unpublished doctoral dissertation). Arizona State University, Tempe 1956
  • Rhodes, M.: An analysis of creativity. in Phi Delta Kappan 1961, Vol. 42: 305–311
  • Rhodes, J.M.: Creativity resides in mental concepts. in The Educational Forum, Volume 27, Issue 4, 1963, 477-481


Weitere Literatur

  • John Haefele: Creativity and innovation. Reinhold Publishing 1962
  • Tudor Rickards: Creativity and the management of change. Blackwell Publishers 1999
  • Calvin W. Taylor, Frank Barron: Scientific Creativity: Its recognition and development. John Wiley&Sons 1963

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