Was wäre wenn
Was wäre wenn* (auch als "As if" bekannt; erstmals ausführlich beschrieben von Silvano Arieti, 1976; davor bereits 1953 erwähnt von Alex Osborn) ist eine Imaginationstechnik, die mittels provozierender Fragen real existierende Gegebenheiten außer Kraft setzt und so alte Denkmuster erweitert. Die Fragestellungen können irrelevanter Natur sein, um die Gedanken allgemein zu provozieren (z.B.: "Was wäre wenn .... eine Stunde am Tag die Schwerkraft ausfallen würde * ... Menschen einen zweiten Daumen an jeder Hand hätten * ... wir nicht mehr schlafen müssten"), oder sich konkret auf die Aufgabenstellung beziehen und eine oder mehrere Vorannahmen in Frage stellen (z.B.: "Was wäre wenn ... wir endlose Geldmittel zur Verfügung hätten * ... man aus Sand Energie produzieren könnte * ... unser Firmenname bereits global bekannt wäre").
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Technikbeschreibung
Ausführung
- An die imaginären Bedingungen wird in zwei Stufen herangeführt.
- Zunächst werden imaginäre Bedingungen allgemeiner Art eingeführt:
- - "Was wäre, wenn alle Menschen vier Arme hätten?"
- - "Was wäre, wenn täglich für eine Stunde die Schwerkraft ausfallen würde?"
- - "Was wäre, wenn jeder Tag 26 Stunden hätte?"
- Dann werden die Was wäre wenn-Fragen auf die Aufgabenstellung bezogen:
- "Was wäre, wenn ..."
- - ... wir alleine auf dem Markt wären?“
- - ... Werbung nichts kosten würde?“
- - ... Menschen Geld selbst drucken könnten?“
- Zunächst werden imaginäre Bedingungen allgemeiner Art eingeführt:
- Dann werden unter vollständiger Berücksichtigung der – für alle sichtbar notierten (!) – imaginären Vorannahmen neue Ideen gesammelt.
- Anschließend werden die gesammelten Ideen als Ausgangspunkt für realitätsnähere Lösungen genutzt. Hierbei kann z.B. die Sprungbretttechnik weiterhelfen.
Hinweise
- Braucht eine im Brainstorming geübte Gruppe.
- Braucht eine erfahrene Moderation, die Teilnehmer stimulieren und über Denkgrenzen hinweg treiben kann.
Variationen
Alex Osborn, der Erfinder des Brainstormings spricht davon, das die "Was wäre wenn/ What if"-Frage immer ergänzt werden sollte durch die Frage: "Was noch?" (What else), um tieferliegende Ideenreserven anzuzapfen.
* Namensalternativen bekannt
Die Technik ist auch unter weiteren Namen bekannt, wie z.B. What if / What-iffing, As if, Spekulationen, Wishful thinking (Wunschdenken), Hypothetical situation, Visionary und Wolkenteppich.
Nutzen
- Gewöhnliche Denkgrenzen werden überschritten.
- Die Vorstellungskraft wird aktiviert und als Quelle für unorthodoxe Lösungen genutzt.
- Völlig neue Perspektiven werden gewonnen.
Vorteile
- Kann auch zum Aufwärmen genutzt werden.
- Zeigt, welches Ideenpotenzial in einer Gruppe steckt, wenn gültige Vorannahmen außer Kraft gesetzt werden und kann zu enormen geistigen Höhenflügen führen.
- Das What if-Prinzip lässt sich auch mit schriftlichen Ideenfindungstechniken verbinden, wenngleich auch die Wirkung meist nicht so groß ist, wie wenn die Gruppe lautstark über Gedankengrenzen hinweggeht.
Nachteile
- Für rational-nüchtern denkende Beteiligte oft sehr gewöhnungsbedürftig.
- Die Technik ist weniger geeignet, wenn Spannungen im Team existieren oder die Gefahr besteht, dass einzelne "verrückte" Beiträge (und ihre Äußerer) aufs Korn genommen werde. In solchen Fällen eignet sich ein normales Brainstorming oder eine schriftliche Ideenfindung (Brainwriting) eher.
Literatur
- Silvano Arieti: Creativity - The Magic Synthesis. New York 1976. ISBN 0-465-01442-9
- Alex Osborn: Applied Imagination. New York 1953.
- Michael Luther: Das große Handbuch der Kreativitätsmethoden. Bonn 2013. ISBN 3941965476